Leseratten im Grundtraining

Am liebsten wäre ich mit Hörnchen befreundet. Oder doch mit Bär? Oder einfach mit beiden? Auf jeden Fall hätte ich dann zwei sehr nette Freunde. Zwei, die im Wald leben, Hörnchen auf einem Baum mit „urgemütlicher Schlafhöhle“, mit einem Ast zum Teetrinken, einem anderen zum Lesen, und einem Blätterdach, wo er gerne Flöte spielt. Außerdem hat er einen roten Toaster mit allem Pipapo und überhaupt so ziemlich alles, was man braucht, um zufrieden zu leben. Und wenn Bär dann vorbeikommt und Hörnchen mitnimmt zum Nicht-Angeln (weil Hörnchen sind nicht so die Fische-Fresser, die mögen eher knackige Eicheln), dann ist das Glück sowieso vollendet.

 

Es ist der 20.November 2021. Letzter Tag vor dem ……äh…soundsovielten Lockdown. Schnell noch einmal in die Lieblingsbuchhandlung. Noch einmal schmökern. Weil: auch wenn mein Buchhändler mir jederzeit gerne jedes gewünschte Buch auch im Lockdown in Windeseile beorgt: Schmökern geht nur in geöffneten Buchhandlungen, oder, wie meine Schülerinnen sagen: „in echt“.  Ich versuche also, nicht zu kapitulieren vor der Unmenge an Büchern, die da aufgestapelt liegen.

So viel Neues gibt es in der Kinderbuchabteilung! So vieles, das ich gerne lesen möchte und dann meinen Schülerinnen und Schülern mitbringen, um mit ihnen zu lesen, zu diskutieren, zu den Geschichten zu malen und zu basteln.

Hörnchen und Bär. Haufenweise echt waldige Abenteuer ist eine schnelle Entscheidung. Dem Autor, Andreas H. Schmachtl, ist es gelungen, die Geschichten von einem Eichhörnchen und einem Bären so zu schreiben, dass sie von meinen Drittklasslern genauso gerne gehört und/oder gelesen werden, wie von meinen Erstklasslern. Es sind Geschichten, die zum Selber-Lesen genauso geeignet sind wie zum Vorlesen, der Text wunderbar ergänzt durch die Illustrationen des Autors.

 
 

Ich leite das Projekt Litsy (www.litsy.at) an der Wiener Sprachheilschule. In diesem Projekt begleite ich mehrere Volksschulklassen dabei, Leser und Leserinnen zu werden. Dabei gehe ich nach den Ideen der Literaturvermittlung vor, wie sie im niederösterreichischen Kinderbuchhaus im Schneiderhäusl gelehrt wird: Bücher werden lebendig gemacht, durch Darstellen, Spielen, durch kreatives Tun wie Basteln oder Malen, durch das Forschen und Erfinden und natürlich auch durch das Vorlesen. Wir Literaturvermittlerinnen tauschen uns regelmäßig aus, welche neuen Ideen und Bücher wir den Kindern in Kindergärten, Schulen und Bibliotheken näherbringen können.

Litsy, eine Abkürzung für Literacy systemisch, will jedoch nicht nur die Kinder erreichen sondern auch deren Eltern (durch regelmäßige Informations-„Häppchen“ zum Thema Lesen) und ganz besonders auch die Lehrerinnen und Lehrer, indem es eine Brücke von der wissenschaftlichen Leseforschung zu den PädagogInnen bildet und sie mit neuesten Erkenntnissen versorgt.

Eltern von Erstlese-Kindern fragen oft, welche Bücher sie ihrem Kind kaufen/in der Bücherei entlehnen sollen und wie sie ihr Kind beim Lesenlernen unterstützen können. Meine wichtigste Antwort dabei ist: das Kind soll lesen dürfen, was es selbst lesen möchte. Gerade für Erstleserinnen und Erstleser ist es oft einfacher, ein Buch in einer Bücherei auszusuchen, einfach deshalb, weil es dort nicht so viel zusätzlichen Schnickschnack gibt, der von den Büchern ablenkt.

Manchmal aber (zum Beispiel zu Weihnachten) möchte man das Kind mit einem Buch überraschen. Dafür können Buchempfehlungen dann doch sehr hilfreich sein.

Hörnchen und Bär (siehe oben) ist so eine Empfehlung.

Für Leseratten der Grundstufe II, also für die dritte und vierte Klasse Volksschule schlage ich vor, sich in die Reihe um Rico und Oskar zu vertiefen, zu dieser Jahreszeit Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch. Die Bücher von Andreas Steinhöfel gehören jetzt schon zu den Klassikern der Kinderliteratur und sind auch für Erwachsene eine Lesefreude.

 
 

(Alle Angaben zu den Büchern am Ende dieses Blogbeitrags)

Aber es gibt natürlich auch die sogenannten „Lesemuffel“. Kinder, die nur lesen, wenn es sich überhaupt nicht mehr vermeiden lässt.

Sie könnten vielleicht durch die Geschichten um Hugo und Hassan zum Lesen verlockt werden, sind es doch Comics, die die „Leseanstrengung“ in Grenzen halten. Die Stories sind witzig, sehr aktuell und quasi direkt aus dem Alltag der beiden Protagonisten, Hugo und Hassan gegriffen.